Betreutes Wohnen in Nordwalde

Projektdaten

Bauvorhaben:
Neubau von zwei Hausgemeinschaften und 12 Wohnungen für Betreutes Wohnen

Bauherr:
Altenzentrum St. Augustinus Nordwalde

Bauvolumen:
Netto-Grundrissfläche: 654 m²

Objektadresse:
Emsdettener Straße, Nordwalde

 

 

 

 

Die Idee

Der vorliegende Entwurf beruht auf dem Grundgedanken einer „Gemeinschaft der gelebten Nachbarschaft“.
Die alten Menschen, die im Betreuten Wohnen wie auch in den Hausgemeinschaften leben werden, bringen oft eine wesentliche Erfahrung mit. Den Verlust des Ehepartners, von Geschwistern, von guten Freunden und manchmal auch den Verlust eigener Kinder durch den Tod.
Verstorbene Verwandte und Freunde können nicht ersetzt werden, doch liebevolle Nachbarschaften können immer wieder entstehen und eine neues Gefühl der Geborgenheit vermitteln.
Während Verwandte und Freunde emotionale Nachbarn sind, sind die Mitbewohner räumliche Nachbarn.
Vor diesem Hintergrund möchte der vorliegende Entwurf Räume schaffen, die das Prinzip der „Gemeinschaft einer gelebten Nachbarschaft“ unterstützt und fördert.
Die Gestaltung des Entwurfs möchte dabei helfen, dass diese räumliche Nachbarschaft auch mit Gefühlen der Nähe und der Freude belebt werden kann.
Dazu bedarf es der vielfältigen Möglichkeiten des sich Begegnenkönnens innerhalb einer Gemeinschaft, wie auch die Möglichkeit des sich Zurückziehens in die „eigenen vier Wände“.

 

Städtebauliches Konzept

Südlich des Krankenhausweges wird ein großer Platz geschaffen, um den sich nach Westen und Süden drei Häuser mit jeweils vier Wohnungen für Betreutes Wohnen und nach Osten ein Haus für zwei Hausgemeinschaften gruppiert. Die neue Bebauung ist durchgehend zweigeschossig und hat flachgeneigte Pultdächer.
Der neu geschaffene Platz wird von einem gepflasterten Fußweg eingefasst, der zur Erschließung der drei Häuser für Betreutes Wohnen dient.
Zwischen dem Betreuten Wohnen und dem Haus der Hausgemeinschaften gibt es einen Fußweg, der zum Vorplatz des benachbarten Kindergartens führt. Hierdurch gibt es einerseits die Möglichkeit, dass der Kindergarten den neuen Platz auf kurzem Wege auch für eigene Veranstaltungen nutzen kann und andererseits die Möglichkeit, dass Besucher des Betreuten Wohnens in den Abendstunden und am Wochenende mit dem Pkw hier parken können.
Aus Kostengründen ist der neue Platz zunächst als Rasenfläche vorgesehen mit jeweils einer Baumreihe zum Krankenhausweg und einer zum Haus der Hausgemeinschaften, sowie einigen Sitzbänken und einer kleinen Fläche mit Spielgeräten. Hier könnte in der warmen Jahreszeit ein Eltern-Kind-Treff stattfinden, der die Begegnung von Jung und Alt fördert.
Auch das Aufstellen einer Torwand wäre denkbar.
Der neue Platz ließe sich auch als Festwiese für größere Veranstaltungen des gesamten Altenzentrums nutzen. Da der Krankenhausweg von vielen Fahrradfahrern und Fußgängern benutzt wird, bietet sich dem Altenzentrum St. Augustinus durch den neuen Platz eine gute Möglichkeit, informative und vermittelnde Aktivitäten für die ganze Gemeinde Nordwalde anzubieten.

 

Das Betreute Wohnen

Jeweils zwei Wohnungen des Betreuten Wohnens werden auf einer Ebene pro Haus zur einer „nächsten Nachbarschaft“ zusammengefasst. Sie werden vom überdachten Laubengang über einen kleinen Vorplatz erschlossen.
Die Wohnungen verfügen über eine Garderobe, ein Schlafzimmer, ein rollstuhlgerechtes Duschbad, in dem auch eine Wachmaschine aufgestellt werden kann, einen begehbaren Wandschrank als Kellerersatzraum, eine Küchenzeile mit Essplatz und ein Wohnzimmer mit verglaster Terrasse im EG bzw. einem Balkon im OG.
Durch die großzügige Verglasung des Ess- und Wohnzimmers bei einem Haus nach Südosten und bei zwei Häusern nach Südwesten entsteht der Eindruck eines Wintergartens, der sich zur grünen Umgebung öffnet. Über elektrisch bedienbare Lamellen wird der Sonnenschutz gewährleistet.
Die vorgelagerte Terrasse bzw. der Balkon ist überdacht und bietet damit einen natürlichen Sonnen- und Regenschutz.
Die Wohnungen im OG werden über eine überdachte Außentreppe und einen Aufzug rollstuhlgerecht erschlossen. Auch der Laubengang im OG ist überdacht und nachts hell beleuchtet.

 

Die Hausgemeinschaften

Das Haus der Hausgemeinschaften wird direkt vom Krankenhausweg erschlossen. Über eine überdachte Außentreppe und einen außenliegenden Aufzug wird auch die Hausgemeinschaft im Obergeschoss erschlossen.
Die Hausgemeinschaft gliedert sich in jeweils acht Bewohnerzimmer und beinhaltet auch eine Besuchergaderobe und ein Gäste-WC. Zwischen den Raumgruppen befindet sich eine Küche mit unterfahrbarem Kochblock und großem Esstisch. Daran angeschlossen liegt ein Wohnzimmer mit offenem Kamin und einer Terrasse, beziehungsweise einem Balkon. Zum Fernsehen oder lesen gibt es einen zusätzlichen, durch eine Glaswand abgetrennten Raum. Eine zweite Terrasse führt in den Garten. Der darüber liegende Balkon kann im Brandfall als Fluchtweg genutzt werden.
Auch in den Hausgemeinchaften werden jeweils zwei Bewohnerzimmer zu einer „nächsten Nachbarschaft“ zusammengefasst und teilen sich eine gemeinsame Diele und ein rollstuhlgerechtes Duschbad. Jedes Bewohnerzimmer hat zusätzlich einen verglasten Erker. Die Diele ist mit einem Fensterelement von der Erschließung abgetrennt.
Jeweils vier Bewohnerzimmer bilden eine „Nachbarschaft; je zwei „Nachbarschaften bilden eine Hausgemeinschaft.
In der Küche können auch Rollstuhlfahrer Mitkochen. Unmittelbar neben der Küche befindet sich die Speisekammer. Vom Flur aus zugänglich gibt es einen Hauswirtschaftsraum mit Waschmaschine, Trockner, Bügelecke und Schränken.
In der Nähe des Eingangs befindet sich ein Personalraum mit Besprechungstisch, in dem auch Angehörigengespräche geführt werden können. Darüber hinaus ist der Raum mit einer Klappliege ausgestattet, so dass von hier aus auch die Nachtwache organisiert werden kann.

 

Konstruktion und Baumaterialien des Betreuten Wohnens

Das Betreute Wohnen besteht aus drei freistehenden, zweigeschossigen und nicht unterkellerten Baukörpern in Massivbauweise.
Die Innenwände sind tragend und bestehen aus Kalksandsteinmauerwerk, die Sohle und die Geschossdecken aus Stahlbeton. Die Außenwände bestehen aus 27cm dicken Holzrahmenwänden mit 24cm Wärmedämmung aus Zellulose. Innenseitig haben die Wände einen 4,5cm tiefen Installationszwischenraum, der mit einer OSB-Platte und einer Gipsfaserplatte verkleidet ist,.sodass die Leitungen verlegt werden können, ohne die Dämmung zu schwächen. Die Raumseite wird verspachtelt und dient als Untergrund für Anstriche oder zum Tapezieren.
Außenseitig werden die Wände mit einem Klinker verblendet. Zwischen dem Klinker und der Holzrahmenwand gibt es eine 3,5cm starke Luftschicht. Durch diese hochdämmenden Außenwände wird der Standard des „3-Liter-Hauses“ erzielt. Die massiven Wände und Decken im Inneren dienen als Feuchtigkeits- und Wärmespeicher. Hierdurch wird das oft in hochgedämmten Häusern in Leichtbauweise übliche „Barackenklima“ vermieden. An heißen Sommertagen verzögern die massiven Bauteile durch ihre Speicherfähigkeit das Ansteigen der Innentemperatur deutlich. Im Winter sorgen die Wände durch die Abgabe von natürlicher Feuchtigkeit für ein angenehmes Raumklima.
Die Obergeschossdecke ist ebenfalls 24cm stark wärmegedämmt und hat ein Pultdach mit etwa 80cm Dachüberstand aus sichtbarer Holzverkleidung. Das Dach ist mit einer Stehpfalzblechdeckung versehen. Unter dem schwimmenden Estrich im Erdgeschoss sind die Häuser mit 12cm Wärmedämmung gegen das Erdreich gedämmt.
Die Häuser haben Holzfenster mit außenseitigen Deckschalen aus Aluminium, so dass keine Holzschutzpflege erforderlich ist. Die Fensteraußenwand vor den Wohn- und Essbereichen sorgt für helle Innenräume. In den Übergangszeiten und an sonnigen Wintertagen werden hier Wärmegewinne erzielt die Heizkosten sparen. Ein außenliegender Sonnenschutz aus Lamellenraffstore schützt vor Überhitzung im Sommer und erlaubt trotzdem eine Querlüftung.
Die Wohnungen erhalten Stahlblechzargen mit ahornfurnierten Vollspantüren. Die Bäder sind gefliest; im Duschbereich sind die Wände 2m hoch gefliest, ansonsten umlaufend bis zu einer Höhe von 1,20m. Darüber sind die Wände mit einer abwischbaren Glasfasertapete versehen. Alle anderen Räume erhalten Linoleumbodenbeläge. In Abstimmung mit den Erstmietern können auch Laminat- oder Teppichböden eingebaut werden.

 

Konstruktion und Baumaterialien des Gemeinschaftshauses

In Analogie zur Konstruktion der Häuser für das Betreute Wohnen hat auch das Haus der Hausgemeinschaften massiv tragende Innenwände, Decken und hochdämmende Außenwände aus Holzrahmenelementen mit einer außenseitigen Verblendung aus Klinkern. Auch hier wird der Standard des „3-Liter-Hauses“ erzielt. Lediglich der Bereich der Hauswirtschafts- und Nebenräume erhält statt der Verblendung eine hinterlüftete Holzverschalung, die verwittern darf. In diesem Bereich beträgt die Wärmedämmung 30cm, statt der 24cm im Bereich der Verblendmauerwände.
Durch diesen Materialwechsel und den dazwischenliegenden Fensteraußenwänden wird das Gebäude der Hausgemeinschaften gegliedert, die verschiedenen Funktionen, wie Bewohnerzimmer, gemeinsamer Wohnbereich und dienende Räume werden außen wie innen ablesbar und verbessern die Orientierung der Bewohner im inneren.
Auch hier tragen die großen Fensterfronten zur Verbesserung der Wärmeenergiebilanz bei und verfügen über einen außenliegenden Sonnenschutz.
Die Innenausstattung der Räume der Hausgemeinschaften mit Stahlblechzargen, ahornfurnierten Holzspantüren, rollstuhlgerechten Duschbädern und Linoleumbodenbelag entspricht der Ausstattung der Wohnungen des Betreuten Wohnens.

 

Nutzung regenrativer Energien

Auf dem nach Südosten und Südwesten flachgeneigten Pultdächern des Hausgemeinschafthauses kann eine Solaranlage installiert werden, die die Brauchwassererwärmung für die Duschen unterstützt. Zussätzlich könnte auf dem begrünten Flachdachbereich des Hausgemeinschafthauses eine ca. 80m² Photovoltaikanlage installiert werden.
Das Regenwasser der Dachflächen wird zu einer Zisterne geleitet, durch die alle WC-Anlagen mit Wasser versorgt werden.
Sollte mehr Regenwasser anfallen, als gespeichert werden kann, wird durch einen Überlauf in eine anschließende Versickerungsrigole dieses Wasser dem Grundwasser zugeführt und dient gleichzeitig zur Bewässerung des alten und neuen Baumbestandes.
Die Hausgemeinschaften verfügen über jeweils eine eigene holzbefeuerte Kaminheizung mit Umlufterwärmung für die Beheizung de Gemeinschaftsräume in der Übergangszeit.

 

Projektbilder